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Der kleine Tiger

Sie nennen mich Muck, den kleinen Tiger. Ich bin noch sehr klein. Viel zu früh haben mich grobe, schmutzige Hände von meiner Mami weggenommen und mich mit meinen zwei Schwestern ins Katzenheim gesteckt. Das war schlimm für mich, aber ich bin ein starkes Kerlchen.

Eines Tages kam die Frau mit den traurigen Augen, um sich ein Katzenkind auszusuchen. Ich hab sofort gewusst, dass wir zusammen gehören. Sie hat uns alle entzückt angesehen und gestreichelt. Ganz schnell hab ich mich an ihr festgekrallt und bin an ihr hochgekrabbelt. Mit ihr wollte ich gehen, ich war ganz sicher!

Meine Ankunft im neuen Daheim wurde stürmisch und hocherfreut gefeiert. Plötzlich hatte ich einen Papi, zwei neue Schwestern und natürlich eine Mami, welche ich selber ausgesucht hatte!

Sie hatte immer viel zu tun. Wenn sie ein paar ruhige Momente hatte und am Tisch ihre Zeitung las, kletterte ich an ihr hoch und schmiegte mich in ihren Arm. Dann vergass sie die dummen Blätter, streichelte mich und sprach mit mir. Wenn sie kochte, sprang ich sie oft von hinten an, kletterte ihren Rücken hoch uns setzte mich auf ihre Schulter.

Mami wurde nie böse mit mir, im Gegenteil, sie lachte entzückt und lobte mich. Manchmal jedoch weinte sie, ich glaube, sie hatte damals grosse Sorgen. Was sie traurig machte, sagte sie niemandem, nicht einmal mir. Darum wusste keiner von der Familie, dass meine Mami getröstet werden musste.Ich aber spürte es, ich schmuste mit ihr, so oft ich konnte, machte Kapriolen, über die sie staunend kicherte. So verging die Zeit.

Ich wuchs, aber eigentlich streckten sich nur meine Beine. Sie waren lang und dünn, mein Körper blieb zart, mein Kopf klein. Meine hohe Babystimme blieb mir. Die Familie liebte mich innig, ich war für sie etwas Besonderes. „Muck kann rechnen!“ behauptete einmal die eine der Töchter. Na ja, ich konnte natürlich nicht rechnen, aber ich tat immer so, als könnte ich es und sah dann sehr ernst und konzentriert aus.

Wenn ich meine Spielsucht verspürte, raste ich von einer Ecke in die andere und machte die tollsten Luftsprünge. In diesen Momenten strömten alle zusammen, um mir vergnügt zuzusehen. Es war herrlich. Meine Mami war kaum mehr traurig. Sie lachte oft und manchmal summte sie vor sich hin. Ich lauschte still und in mir begann sich etwas Unbestimmtes zu regen, ich wusste nicht, was es war. Lange dachte ich darüber nach.

Während ich so da sass und meine Familie betrachtete, wurde mir plötzlich klar, was los war. Ich hatte Glück und Zufriedenheit in dieses Haus gebracht. Meine Menschen waren ausgeglichen geworden, sie sind zur Ruhe gekommen. Natürlich stritten sie sich manchmal, das tun wir Katzen ja auch. Aber es war kaum mehr als ein Gewitter, welches einen sonnigen Sommertag unterbricht.

Langsam begann ich zu begreifen, dass ich hier in diesem Haus eine Aufgabe erfüllt hatte und ich spürte, dass ich in meinem Leben noch mehr Gutes tun musste. Erst aber durfte ich mich ausruhen und diesen glücklichen Zustand geniessen.

Ich tobte herum, machte spannende Spaziergänge, brachte Mäuse und Vögel ins Haus und faulenzte auf den Betten meiner Familie. Ein wunderbares Leben! Immer öfter kamen jedoch die seltsamen Gedanken wieder, fast jeden Tag machten sie sich bemerkbar und wurden stärker. Es war ein Drang in mir, irgendwie zog es mich weg vom Haus, weg von meiner Familie.

Plötzlich verstand ich, dass die Tage bei meinen Menschen, die mich so liebten, gezählt waren. Ich wusste, dass ich sie verlassen musste, ich war sicher, dass ich dringend gebraucht wurde. Das gefiel mir gar nicht. Ich wehrte mich dagegen, aber ich spürte, dass ich mich nicht sperren konnte. Es wurde Zeit für mich, aufzubrechen.

Der Gedanke, meine glücklichen Menschen zu verlassen, tat mir weh und ich stellte mir vor, wie sehr sie nach mir suchen und mich vermissen würden. Doch sie waren alle stark und ich war mir sicher, dass sie auch ohne mich leben konnten.

In diesen Tagen war ich sehr traurig und manchmal weinte ich still vor mich hin.„Na, mein kleiner Tiger, bist du müde?“ Meine Mami fragte mich das oft und streichelt mich liebevoll. Dann schloss ich jeweils schnell meine Augen, aus denen meine grosse Traurigkeit sprach. „Ich lass dich schlafen, kleine Kater“ flüsterte Mami und so konnte ich all meinen Schmerz verbergen. Wie konnte ich es bloss fertig bringen, hier wegzugehen? Ich glaubte, ich würde es nie schaffen und das machte mir noch viel mehr Kummer, ich hatte das Gefühl zu versagen, an meiner Lebensaufgabe zu scheitern.

An einem heissen Sommertag wurden Koffer gepackt, das Auto beladen, im Haus herumgeputzt und viele Zettel mit Anweisungen für Papi aufgehängt. Meine Mami und die Mädchen wollten in die Ferien fahren. Nun war meine Gelegenheit gekommen. Wenn nur noch Papi im Haus war, würde es mir ein bisschen weniger schwer fallen, wegzugehen.

Am Abend vor meiner Abreise streifte ich noch ein letztes Mal durch den geliebten Garten, strich langsam durchs ganze Haus, schnupperte an den Bettdecken und Kleidern meiner geliebten Menschen und sass still unter dem Apfelbaum neben dem Haus. Ich betrachtete Papi, wie er die Blumen goss, mit dem Nachbar schwatzte und anschliessend am Gartentisch seine Zeitung las. Er war ein guter Mann und würde seiner Frau und den Kindern beistehen, wenn sie um mich weinten.

Ohne mich umzusehen, zog ich spät in der Nacht tapfer los. Wohin ich gehen musste, war mir nicht klar. Ich lief einfach vorwärts. Manchmal sprang ich, manchmal schlenderte ich gemütlich, manchmal schlief ich irgendwo. Ich fing Mäuse und Vögel. Es war schön und ich begann, meine Freiheit zu geniessen.

Viele Tage war ich unterwegs. Langsam wurde ich müde, vielleicht war die lange Reise doch etwas zu anstrengend für mich. Es wurde immer beschwerlicher, Mäuse zu fangen, meine dünnen Beinchen mochten mich kaum mehr tragen. Hungrig und mutlos verkroch ich mich zum Ausruhen in grünen, ruhigen Büschen in einem grossen Garten.

Ich musste lange lange geschlafen haben. Als ich die Augen öffnete, stand vor mir ein Schälchen mit Wasser und ein zweites mit kleinen Häppchen. Die waren wohl für mich bestimmt! Hungrig machte ich mich darüber her. Halbherzig putzte ich mich anschliessend und schlief gleich wieder ein.

Als ich aufwachte, entdeckte ich einen alten Mann in der Nähe. Er schnitt Rosen und schniefte vor sich hin. Ich beobachtete ihn mit halbgeschlossenen Augen. Irgendwie muss er das gespürt haben, denn er drehte sich zu mir und sagte: „Du musst ja ausgehungert sein, so wie du aussiehst. Bist wohl eine wilde Katze, dein Fell ist ja ganz struppig. Na los, komm mit!“

Ich traute mich nicht, blieb aber ums Haus herum. Der Mann fütterte mich täglich. Er war nett und er war sehr einsam. Schon bald liess ich mich von ihm streicheln und als ich mich endlich ins Haus wagte, hatte er mir schon eine weiche Decke neben einem grossen Ofen bereitgelegt. Und so fand ich mein neues Zuhause. Der Mann vertraute mir sein ganzes Leben an, er sprach sehr viel mit mir. Viel viel Trauriges hatte er durchlitten, seine liebsten Menschen hatte er verloren. Ich sprang auf seinen Schoss, hörte ihm zu und liess mich streicheln. Seine Augen glänzten, er hatte in mir einen neuen Freund gefunden. Er war nicht mehr einsam.

Ich heisse jetzt Jakob. Den Namen finde ich nicht sehr toll, aber was soll’s. Ich habe alles was ich will, werde verwöhnt und geliebt und bringe einen alten Mann täglich zum lachen. Im riesigen Garten tolle ich herum, lauere den Vögeln auf, und fange ahnungslose Mäuse. Manchmal helfe ich bei den Rosen mit, der Mann sagt oft, ich wisse genau, wie man Unkraut zupft. Na ja, ich habe natürlich keine Ahnung aber ich setze mich dann nachdenklich hin und tue so, als wäre ich ein Gärtner. Das findet der Mann sehr lustig und ich auch.

Manchmal kommt mir meine erste Familie in den Sinn. Ich will nicht mehr an mein früheres Leben erinnert werden. Es war schön, aber es ist vorbei. Ich habe losgelassen.

(Copyright Susanne Holzthüm)

 

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